Der unbeliebte Kassenpatient

Wer meine Twittermeldungen verfolgt weiß, dass ich immer wieder — trotz Termins — bei den meisten Ärzten ganz schön lange warten durfte. Ich habe es mir inzwischen zur Regel gemacht, dass ich nach spätestens einer vollen Stunde Wartezeit, den Termin insgesamt „platzen lasse“. Natürlich informiere ich die Anmeldung darüber, dass ich gehe und warum ich gehe.

Wenn ein Dienstleiter — und ein solcher ist ein Arzt für mich nun mal — es nicht nötig hat, seine Dienstleistung in angemessener Zeit zu erbringen, dann darf ich mich ja wohl für einen anderen Dienstleister entscheiden!

Ich finde, dass folgende Unterscheidung bei den Wartezeiten zulässig ist:

  1. sehr gut = die Wartezeit beträgt maximal 15 Minuten;
  2. gut = die Wartezeit beträgt zwischen 15 und 30 Minuten;
  3. befriedigend = die Wartezeit beträgt mehr als 30 Minuten aber weniger als 45 Minuten;
  4. ausreichend = die Wartezeit beträgt mehr als 45 Minuten aber weniger als 1 Stunde;
  5. mangelhaft = die Wartezeit beträgt mehr als eine Stunde.

Leider gibt es für mich auch noch die Bewertung „ungenügend“ für eine Wartezeit von zwei oder mehr Stunden.

Die Wartezeit im Wartezimmer eines Arztes oder einer Ärztin bei Terminvergabe ist das eine; die Wartezeit auf einen Termin für eine bestimmte Fachrichtung das andere.

Wie lange ein Kassenpatienten (im Vergleich zu einem Privatpatienten) auf einen Termin bei unterschiedlichen Fachrichtungen warten muss, hat eine Umfrage der AOK Rheinland/Hamburg ermittelt:

  • Kardiologe: 71 Tage (19 Tage)
  • Radiologe: 46 Tage (7 Tage)
  • Augenarzt: 37 Tage (16 Tage)

Quelle: DER SPIEGEL · Ausgabe 29/2011 · Artikel „Ärzte diskriminieren Kassenpatienten“

Insgesamt darf man festhalten: Ein Kassenpatient muss nicht nur länger auf einen Termin warten als ein Privatpatient, er muss sich auch sehr in Geduld üben, wenn er einen Termin hat.

Hat beides dieselben Ursachen?

Aus meiner Sicht: Nein!

Während die Terminvergabe ganz offensichtlich etwas damit zu tun hat, wieviel Geld ein Arzt oder eine Ärztin für eine bestimmte Untersuchung bei einem Privatpatienten gegenüber einem Kassenpatienten erhält, hat die Wartezeit im Wartezimmer etwas mit Arbeitsorganisation zu tun.
Es gibt Ärzte, bei denen man so gut wie nie länger als 15 Minuten warten muss, wenn man einen Termin hat und diesen auch einhält (sprich: rechtzeitig in der Arztpraxis erscheint). Demgegenüber stehen Ärzte bei denen man trotz Termins immer mehr als eine halbe Stunde warten muss.

Aus meiner persönlichen Erfahrung weiß ich, dass man bei langer Wartezeit auf einen Termin in der Regel auch lange im Wartezimmer sitzt. Besucht man einen bestimmten Facharzt regelmäßig so muss man oft feststellen, dass sich die Situation auch dann nicht bessert, wenn man sowohl die Arzthelferinnen als auch die Ärztinnen und Ärzte selbst auf die (unbefriedigende) Wartesituation hinweist.

In solchen Fällen hilft es aus meiner Sicht nur noch, den Arzt zu wechseln und dafür eine längere Anfahrt in Kauf zu nehmen!

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