Wie lastet man eine 2-MBit-Leitung aus?

Heutzutage sind 4-, 6- oder gar 16-MBit-(A)DSL-Leitungen nichts Besonderes mehr. Man bekommt sie zu relativ moderaten Preisen, die zudem von Monat zu Monat zu sinken scheinen.
SDSL-Leitungen hingegen sind immer noch den sog. Geschäftskunden vorbehalten. Das liegt zum einen daran, daß ein „normaler“ Nutzer i.d.R. nicht in beide Richtungen dieselbe Geschwindigkeit benötigt, zum anderen daran, daß SDSL-Anbindungen im Vergleich zu ADSL-Leitungen bei pauschal abgerechneter Leistung um ein Vielfaches teurer sind.

Ein kleiner einfach Vergleich soll dies verdeutlichen: Während eine 6-MBit-DSL-Leitung inkl. ISDN-Anschluß mit Datenflatrate unter 40,- Euro kostet (z.B. bei der Firma Arcor), kostet eine 2-MBit-SDSL-Leitung mit Datenflatrate fast 200,- Euro ohne ISDN-Anschluß. Obwohl also bei der SDSL-Leitung im Downstream nur 1/3 der Geschwindigkeit zur Verfügung steht, beträgt der monatliche Pauschalpreis ein Fünffaches der ASDL-Leitung!

Doch ich schweife ab … !

Eine DSL-Leitung kann natürlich auch ausgelastet werden, z.B. indem mehrere Personen zur selben Zeit unterschiedliche Daten anfordern bzw. senden. Doch wie lastet man als einzelne Person eine solche DSL-Leitung aus?
Eine Möglichkeit hierfür wäre natürlich das Runterladen einer sehr großen Datei, wie etwa das DVD-Image einer Linux-Distribution oder das Schauen von hochaufgelösten Videos per Streaming.

Manchmal aber, ist es viel einfacher eine DSL-Leitung vollständig auszulasten und damit fast sämtlichen Datentransfer zum Erliegen zu bringen:

  • Man nehme ein beliebiges eMail-Programm und definiere dort eine Mailingliste mit sehr vielen Einträgen oder mehrere Mailinglisten mit jeweils einer hinreichend großen Zahl von Adressen.
  • Man verfasse im nächsten Schritt eine eMail mit einem nicht zu kleinen Anhang, sagen wir insgesamt gut 2 MB.
  • Als letzten Schritt sendet man diese eMail über den hauseigenen eMail-Server an die große bzw. die mehreren kleineren Mailinglisten.

Nun zur spannenden Frage: Was passiert nun?

Jeder der mir bis hierher folgen konnte, kennt bereits die Antwort:
Der hauseigene eMail-Server legt in seiner Sendeschlage für jede eMail-Adresse aus der oder den Mailinglisten einen Eintrag an, der so groß ist wie die ursprünglich versandte eMail (also mehr als 2 MB) und versucht dann alle eMail aus der Sendeschlange an den jeweiligen Empfänger zu verschicken.

Sofern es keine weiteren Beschränkungen am eMail-Server gibt, werden sofort nach und nach so viele Verbindungen wie möglich geöffnet, um die Sendeschlange so schnell wie möglich zu leeren, also die eMails zu verschicken.

Wenn wir nun nicht nur von 20, 30 oder gar 50 einzelnen eMail-Adressen sprechen sondern eher von 150 Stück, werden 150 Verbindungen innerhalb kürzester Zeit geöffnet und es wird jeweils versucht, die zugehörige Nachricht zu versenden. Selbst bei einer 2-MBit-Leitung muß das bei dieser großen Anzahl von geöffneten Verbindungen zu Problemen führen: 2000 KBit : 150 Verbindungen = 13,33 KBit pro Verbindung. Damit sollte jede eMail nicht länger als 2 1/2 Minuten für die Übertragung benötigen.

Bei so vielen gleichzeitig geöffnenten Verbindungen kommt es aber immer wieder zur Übertragungsabbrüchen, zudem behindern sich die vielen gleichzeitig geöffneten Verbindungen gegenseitig, da der Overhead für die Verwaltung so vieler gleichzeitiger Datentransfers nicht zu unterschätzen ist.

Nach kurzer Zeit hat man somit folgenden Zustand erreicht: Alle Netzwerkdienste werden immer träger und träger, wodurch auch der Versand der eMails immer stärker beinträchtigt wird. Man hat also durch den Versand einer einzigen eMail einen Beinahe-Server-Stillstand hervorgerufen. Zudem sind alle anderen Netzwerkdienste (z.B. VPN-Verbindungen, Verbindungen, über die gesurft werden soll usw.) so gut wie lahmgelegt!

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