Kategorie: Politik

re-publica 2012 (Nachtrag 1. Tag)/(2. Tag)

Nachtrag zum 1. Tag

Der gestrige Tag endete „versöhnlich“: Nachdem ich mich über die Baustelle am Gleisdreieck in mein Hotel gekämpft hatte, durfte ich zu meinem Leidwesen feststellen, dass mein Hotel leider keine Klimaanlage hat. Dies war bei den gestrigen Temperaturen von Hölle + 5 Grad mehr als nur ärgerlich, nämlich extrem schweißtreibend!

Dennoch raffte ich mich gegen 19 Uhr auf, um rechtzeitig zum alljährlichen Finale des 1. Tages auf der re-publica zu sein: der Session von Sascha Lobo, „Mr. Internet himself“ im deutsch-sprachigen Raum.

Erwartet hatte ich — wie bereits im letzten Jahr — eine wüster Beschimpfung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor Ort, wie bereits im letzten Jahr geschehen. Doch alle Anwesenden wurden überrascht, denn er lobte uns … Ja, er hat „uns“ gelobt!
Wahrscheinlich ein einmaliger Vorgang, der SO nie wieder vorkommen wird!

Bevor er einen großen Bogen über verschiedene Dienste spannte, präsentierte er seine 3,5 Thesen, die er nur auf den Beamer war und nicht irgendwo annagelte:

  1. Das Urheberrecht interessiert deine Mutter. Nicht.
  2. Wir müssen einen Weg finden, dauerhaft mit 30 Millionen Netz-Nichtnutzer klarzukommen.
  3. Wir brauchen neue Narrative. Und sie müssen von uns („euch“) kommen.
  4. 2012 wird für das Internet das Jahr VOR dem entscheidenden Jahr.

Natürlich durften ein paar gehässige nachdenkliche Worte über verschiedene Dienste nicht fehlen: die Begriffe/Dienste „Social Media“, Facebook, Twitter, Instagram, Pinterst, Google+ und YouTube fielen.

Eindeutig plädierte er dafür Blogs wieder in den Fokus zu rücken; nur diese würden der Nutzerin/dem Nutzer wirklich gehören, alles andere gehört im Zweifelsfall irgendeinem anderen Dienst, welcher die entsprechenden Inhalte löschen oder den Zugriff darauf nach den eigenen AGBs reglemtieren könnte.

Dann nahm er sich die Netzpolitik vor und warf hierzu folgende Behauptungen in den Raum, die von denen Teilnehmern überwiegend mit zustimmenden Nicken oder lautem Klatschen positiv aufgenommen wurden:

  • Netzplitik = EU
  • Die Gefahr für die Netzpolitik kommt von unten
  • Netzsperren = Zombies (die immer wiederkommen)

Als Mahnung an uns alle ist er der Ansicht, dass wir inzwischen auch einen neuen Umgang mit der Lächerlichkeit brauchen, damit zukünftig Ausgrenzung keine Chance im Netz hat!

Nach dem Vortrag wurde vor allem im Innenhof abgehangen, es gab Musik und jede Menge Getränke … So muss ein re-publica Tag zu Ende gehen.

2. Tag

Der zweite Tag begann für mich ein wenig enttäuschend. Offensichtlich ist mein Hotel für die aktuellen Gäste nicht ausgelegt, denn als ich frühstücken wollte, waren die meisten Plätze besetzt. Selbst wenn man bereit gewesen wäre, sich an einen bereits besetzten Tisch anzuhängen hätten mind. 5 Personen warten müssen. Sowas darf eigentlich nicht passieren, unabhängig davon wieviele Sterne ein Hotel nun hat (oder eben nicht hat)!

Also bin ich kurzentschlossen direkt zur Veranstaltung gedackelt, und habe mir dann dort ein kleines Frühstück gegönnt, auch wenn ich mich dafür in eine entsprechende Schlage einreihen musste.

Die nächste Enttäuschung folgte auf dem Fuss: auch heute am Morgen war das WLan nicht nutzbar; offensichtlich kommt eine Verbindung mit den AccessPoints zustande, aber beim Warten auf die Zuweisung einer IP-Adresse bleibt es dann.

Eigentlich hatte ich gehofft, dass diese Art von Problemen der Vergangenheit angehören würde, doch scheinbar führt die neue Location zu altbekannten Problemen?!

Auch das Platzproblem ist nicht vollständig am neuen Veranstaltungsort immer zu lösen: die Morgensession von Sascha Lobo war dermaßen stark nachgefragt, dass der Sicherheitsdienst keine weiteren Teilnehmer zuließ. Während ich diese Maßnahme durchaus verstehen kann, frage ich mich erneut, wieso solche Leute nicht automatisch die größte Bühne bekommen oder zumindest kurzfristig Livestreaming auf der Veranstaltung angeboten wird? Die Technik ist doch vorhanden!

Dafür habe ich mich am Vormittag auf meine ersten beiden englisch-sprachigen Sessions eingelassen, die wirklich gut waren, da die Referentinnen ein „sauberes“ Englisch sprachen und dabei auch nicht ins Galoppieren kamen! 😉

Die beidenen Sessions waren wie folgt betitelt:

Zum Abschluss des Vormittags gab es dann für mich noch „Digitale Gesellschaft e.V.: Was war. Was werden wird.

Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern

Einige Stichworte, die mir im Zusammenhang mit der gestrigen Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern eingefallen sind:

  • Die Wahlbeteiligung lag bei etwas mehr als 50%, d.h. nur die Hälfte der Wahlberechtigten sind überhaupt zur Wahl gegangen.
  • Die FDP hat es diesmal nicht geschafft in den Landtag zu kommen. 😀
  • Die NPD hat es leider geschafft im Landtag zu bleiben, auch wenn sie Verluste hinnehmen mußten. 🙁
  • Die Grünen sind nun in allen deutschen Landtag vertreten! 😀
  • Die SPD hat in etwa die 5,5% hinzugewonnen, welche die CDU verloren hat (im Vergleich zur letzten Landtagswahl).
  • Die CDU hat mit etwas mehr als 23% das schlechteste Ergebnis aller Zeiten in Mecklenburg-Vorpommern eingefahren.
  • Ein Kuriosum: Der Direktkandidat der CDU im Wahlkreis Rügen I ist verstorben; daher wird hier in 2 Wochen neu gewählt. Erst dann steht auch das amtliche Endergebnis fest!

1. Schritt zur Internet-Zensur in Deutschland?

Es werden mehr als 133.000 Deutsche die elektronische Petition bei Deutschen Bundestag (mit)unterzeichnet haben, wenn in der heutigen Nacht die Zeichnungsfrist hierfür enden wird. Damit wird ein neuer Rekord für eine ePetition aufgestellt werdne.

Was hat’s gebracht?

Außer einer Demonstration des Willens und des Zusammenrückens von Internet-affinen Menschen in Deutschland? Nichts!

Während eine lange Liste von Personen und Organisationen die Internet-Sperrlisten als nahezu wirkungslos für die Bekämpfung von Kindesmißbrauch im Internet ansehen und obwohl die bisherigen Argumente der Familienministerin von der Leyen als „ohne Substanz“ entlarvt wurden, haben die Parteien der großen Koalition gekungelt und eine neue Fassung des Gesetzesentwurfs ausgehandelt.

Die meisten Kommentatoren im Internet aber auch in den „konservativen“ Medien halten das Gesetz sowohl in seiner bisherigen aber auch in seiner neuen Fassung für genauso wirkungslos wie es sich in den skandinavischen Ländern (z.B. Schweden) entpuppt hat. Doch die Vertreter der Deutschen im Bundestag bleiben bei ihr Linie.

Selbst diejenigen, die als Prüfer der Zensoren vorgesehen sind, halten ihre Teilnahme für nicht mit ihren Aufgaben vereinbar. Doch die Vertreter der Deutschen im Bundestag bleiben bei ihrer Linie.

Was wird kommen?

Und wenn in einigen Monaten oder Jahren radikal-islamistisches Gedankengut oder widerliche braune Propaganda auf der „Tagesordnung“ stehen werden, dann wird man das Gesetz halt „anpassen“ und die Liste der zu sperrenden Seiten erweitern. Und was werden die Bundestagsabgeordneten tun? Richtig: Sie werden als Vertreter der Deutschen im Bundestag bei ihrer eingeschlagenen Linie bleiben!

Die Frage ist: Wann wird – wie in China schon seit Jahren praktiziert – die Bundesregierung dazu übergehen zentrale Webfilter vorzuschreiben oder – wie aktuell im Iran zu beobachten – die Internet- und Mobilfunkkommunikation stören (lassen), wenn sich Dinge nicht so entwickeln wie gewüscht?

Ich fürchte, solche Zustände könnten schneller kommen als wir es uns vorstellen können! Wir sollten den alten Spruch „Wehret den Anfängen!“ nicht vergessen und nicht aufgeben im Kampf gegen das Öffnen der Büchse der Pandora!!

Man darf eine Schlacht verlieren, wenn man damit den Sieg im Krieg ein Stückchen näher kommt! 😉

Es ist vollbracht …

Ich könnte jetzt aus der Bibel zitieren, sowas wie … und es ward‘ eine große Finsternis und ein starker Sturm brach an …, aber das laß‘ ich mal!

Das neue Gesetz hat heute den Bundestag passiert, einige wenige haben sich bis zur letzten Minute dagegen gestemmt, aber leider hat es nix genützt. Offensichtlich sitzen im Bundestag zum überwiegenden Teil nur noch Abgeordnete ohne bzw. mit der sehr Rückgrat.

Das ich nicht alleine mit meiner Meinung dastehe, erkennt man z.B. an einem Beitrag im Stern 😥 !

Politikmagazine sollte man nicht schauen

Es gibt sie an fast jedem Tag der Woche auf einem der Sender der öffentlich-rechtlichen Anstalten: Politikmagazine.

Sie haben kreative Namen wie Plusminus, Report Mainz | Report München, Frontal 21, Kontrovers, Panorama, Klartext, ZDF.reporter, Fakt usw. Alle Beiträge sind natürlich gut recherchiert und beleuchten das Thema von allen möglichen Seiten! 😉 Sollte man meinen!

Doch wer sich das ein oder andere Politikmagazin anschaut, der wird sich sehr schnell vor Verwunderung die Augen reiben. Bei so vielen Mißständen und Problemen in unserem Land müßte es längst untergegangen sein oder doch zumindest restlos finanziell ruiniert. Doch trotz all’ der Kritik am System und den Problemen in der Bundesrepublik geht es dennoch weiter. Irgendwie … beängstigend! 🙂

FAS beteiligt sich am Blogger-Bashing

Seit einigen Wochen bin ich Leser der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS). Das ist die Wochenversion der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Farbe und bunt.

Mit jeder Woche, die ich die Zeitung bisher gelesen hatte, freute ich mich mehr auf die Ausgabe der kommenden Woche und konnte es sonntags kaum erwarten, die Zeitung aus dem Briefkasten zu holen.

Doch heute wurde der positive Eindruck der Zeitung auf einen Schlag ins Gegenteil verkehrt mit einem Beitrag von Richard Wagner, seines Zeichens Redakteur im Bereich Politik bei der FAS. Er schreibt auf Seite 14 Meinungen unter der Überschrift Lauter Blogwarte seine Meinung zum Thema Blogger … oder auch nicht, den er schmeißt zumindest die beiden Begriffe „Portal“ und „Blog“ in einen Topf.

Es wird darin zunächst einmal von einem Portal gesprochen, welches sich mit der (angeblichen) „schleichenden Islamisierung unseres Landes“ beschäftigen würde. Nach einigem Bashing der dort Mitwirkenden gipfelt sein Artikel in folgendem Finale:

[…] Der Blogger bleibt der arbeitsweltliche Asoziale, mit dem draußen keiner spielen wollte. Die Anonymität, das Ungefilterte und von keiner Instanz geprüfte wird nun […] als Freiheit gefeiert – in Wahrheit hat es dem Blockwart die Hecke bereitet, wo er seine Lust an Denunziation und Diebstahl ausleben kann. […]

Unabhängig davon, dass ich es schon für einen solch‘ studierten Menschen (immerhin hat Herr Wagner Amerikanistik, Germanistik, Politische Wissenschaften und Philosophie studiert) ungewöhnlich finde, ein (sic!) Themenportal als Maß der Dinge für alle Themenportale zu betrachten, so finde ich es umso merkwürdiger, dass er gleich auch noch alle Blogger in die publizierende Sippenhaft nimmt. Als völlig „verstörrend“ empfinde ich, dass Herr Wagner auch noch die bisherige Lebensbiographie – wenn auch nur grob – der Internetnutzer kennt.

Das Ganze läuft wie immer ab: alle Internetnutzer, die eine eigene Meinung haben, wollen nur das eine: das Böse über die Welt bringen. Sie sprechen über Dinge, die sie nur durch ihre eigene stark gefärbte Brillen sehen (wollen) und drehen sich dabei im Kreis: immer dasselbe Thema und immer dieselben Teilnehmer. Sie sind Ausgestoßene der Gesellschaft, die im Internet eine Nische gefunden haben, wo sie sich und andere wichtig nehmen können.

Wer solche Redakteure hat, liebe FAS, die so differenziert ein Thema betrachten können, nachdem sie das Thema intensiv recherchiert haben, braucht definitiv keine Gegner!

Brüssel springt auf den Barrierefreiheitszug auf

Was haben ich da vor ein paar Tagen auf einer meiner Lieblings-Nachrichtenseiten gelesen: EU setzt sich für Barrierefreiheit ein!

‚Wird ja langsam Zeit!‘, dachte ich da so bei mir, schließlich gilt bereits seit 2002 ein entsprechendes Gesetz für die Bundesministerien und untergeordnete Behörden. Das sowas in Brüssel immer ein wenig länger dauert (über 6 Jahre im Vergleich zu Deutschland und mind. 9 Jahre im Vergleich zu den USA), daran hatte ich mich schon gewöhnt. Schließlich hat man ja auch erst nach einigen Jahren in Brüssel gemerkt, dass die Mobilfunkunternehmen voll den Reihbach bei Telefonaten im Ausland machen.

Was dann aber aus dem Munde von Viviane Reding – ihres Zeichens EU-Kommissarin für Informationsgesellschaft und Medien – zu lesen war, verschlug mir einfach die Sprache! Hier das entsprechende Zitat:

Häufig reichten schon einfache Maßnahmen wie etwa eine größere Schrift, die Bereitstellung von Texten auf einer Seite als Audiodatei oder die Navigation per Tastatur aus, um Nutzern den Zugang zu Internetseiten zu ermöglichen.

Fehlerquote: 66 Prozent

„Eine größere Schrift“ ist zwar als Ausgangsbasis gar nicht so schlecht, sind doch nach wie vor viele Internetseiten mit einer so kleinen Schrift versehen, dass man selbst als Fliegerass seine Probleme damit haben kann. Aber „eine größere Schrift“ ist sicherlich nicht ausreichend!
Es sollte schon eine skalierbare Schrift sein, so dass der Sehbehinderte mit seinem Vergrößerungssystem und der ältere Mensch mit Brille die für sie notwendige Schriftgröße einstellen können.

Wenn dann auch noch das Layout mitmacht und es bei vergrößerter Schrift nicht gleich zu Überlappungen oder der Notwendigkeit des zeilenweisen horizontalen Scrollens kommt, dann hat man wieder einen Punkt auf der Liste der Dinge, die Barrierefreiheit im Internet ausmachen, erfüllt.

Die Bereitstellung von Texten als Audiodatei ist sicherlich ein nettes Feature, mit Barrierefreiheit hat diese Maßnahme allerdings nur bedingt etwas zu tun: Blinde oder stark Sehbehinderte setzen Systeme ein, die ihnen die Inhalte einer Internetseite vollständig vorlesen können; zudem besitzen sie inzwischen sehr viele Komfortfunktionen für die Navigation auf entsprechend strukturierten Seiten, die weit über das reine Audioangebot einzelner Text hinaus gehen.

Wenigstens mit dem Punkt Tastaturnavigation hat sie ins Schwarze getroffen: eine Internetseite, welche teilweise oder ausschließlich per Maus genutzt werden kann, kann sich nicht barrierefrei nennen. Viele sog. „Poweruser“ nutzen sehr häufig die Tastatur, insbesondere sog. „Shortcuts“, da sich damit wesentlich schnell arbeiten / navigieren läßt!

Fassen wir also zusammen: Von 3 Aussagen, waren 2 falsch, macht eine Fehlerquote von 2/3 oder 66%. Damit bekommt man in der Schule bestenfalls eine 5. Ich meine: Da müssen wir doch noch ein wenig dazulernen, Frau Reding!

Nachtrag / Korrektur

Wer die zugehörige Pressemitteilung von Frau Reding genau liest, wird feststellen, dass Frau Reding viel mehr Ahnung von der Materie hat als es uns die IT-News für Profis [häääh?] weismachen wollen: Sie spricht korrekterweis von der

  • Vergrößerung der von den Browsern genutzten Schriftgröße,
  • Bereitstellung gesprochener Bildschirmtexte mit Hilfe unterstützender Software
  • sowie Internetnavigation mit Hilfe der Tastatur statt mit der Maus.

Gut gemacht!, Frau Reding und Pfui! Golem, weil ihr so sinnentstellend zitiert habt!

Huuuch?!

Ich oute mich mal als Fußball-Fan eines Erstligavereins, der bisher nicht wirklich mit großen Taten geglänzt hat: Hannover 96.

Als ich heute so gegen 17:00 Uhr das aktuelle Ziwschenergebnis hörte (3:3), dann habe ich einen für Hannover-96-Heimspiele typischen Verlauf erwartet: gutes Spiel vor eigenem Publikum gegen ein Team, welches in der Tabelle weit vorne steht, aber dann ein unglückliches Tor kurz vor Schluß und wieder mal nicht gewonnen im eigenen Stadion.

Doch kurz vor 18 Uhr traute ich mich dann, im Videotext das Endergebnis nachzuschauen! Und die Sensation war perfekt. Man hatte sich kein weiteres Tor eingefangen, nein, man hatte – ganz im Gegenteil – sogar noch ein Tor selbst erzielt und somit das Spiel gewonnen! 😯